Mittwoch, 10. September 2014

Der kleine Drache "Kann-ich-nicht"

Soziale Netzwerke sind toll! Da schaut man mal bei Twitter rein, hat einen neuen Follower und zack! Sitzt man am Laptop und bestellt bei Amazon ein Kinderbuch.

In unserem Fall dieses hier:

Der kleine Drache "kann-ich-nicht"


Zwei sehr sympathische Menschen haben mit diesem Buch wirklich viel Spaß und Ehrlichkeit in unser Kinderzimmer gebracht. 

Wir haben das Buch schon etwas länger (ja, ich weiß, ich habe es Euch versprochen, liebe Vivien und lieber Timo, aber ich bin noch nicht eher dazu gekommen! Großes SORRY!!) und es ist tatsächlich eins der Lieblingsbücher von Leonard geworden.

Der kleine Drache "Kann-ich-nicht", der wohnt nämlich überall. In jeder Familie. 
Er kann nämlich nichts alleine und weiß genau was er machen muss, damit Mama & Papa ihm helfen. Bis er eines Tages auf sich alleine gestellt ist, neue Freunde findet und von ihnen einiges lernt.
Plötzlich kann er nämlich doch alles selbst und präsentiert es auch stolz seinen Eltern. 

Leonard erzählt uns jedes mal beim Lesen mit einem frechen Grinsen, dass er das auch so macht und uns veräppelt, damit er nicht alleine aufräumen oder Zähneputzen muss. Er liebt diesen kleinen Drachen und sagt auch oft im Alltag "Das kann ich nicht. Ich bin heute der kleine Drache Kann-ich-Nicht. Morgen kann ich das bestimmt wieder, so wie der Drache im Buch."


Die Illustrationen des kleinen Drachen, seiner Familie und seinen Freunden sind wirklich sehr liebevoll und niedlich gestaltet. Es macht Spaß sich auch nur mal die Bilder anzuschauen. 

Und die Geschichte ist sehr schön und auch ermutigend sich mehr zu trauen. 

Wir können das Buch also nur empfehlen und wer mal was ganz Neues im Regal stehen haben möchte, eine Geschichte, die noch nicht so bekannt ist, der sollte mal bei Amazon reinschauen. 

Wir werden auf alle Fälle noch einige Exemplare ordern und verschenken, denn der kleine süße Drache ist viel zu unbekannt! 

Übrigens hätten wir ihn gern als Kuscheltier, nur mal so an den Autor und die Illustratorin :)


Kinder, Kinder!

Ich habe lange nichts von mir gegeben hier. Ich hatte dafür auch meine Gründe. 
Genau genommen einen wichtigen. Welchen, werdet ihr zwischen den Zeilen des folgenden Textes (Gemeckers/Gejammers, was auch immer) lesen.

Ist es eigentlich normal, dass Kinder verplant werden? Müssen Kinder mit 4/5 Jahren jeden Tag ausgebucht sein? Bin ich jetzt eine der schrecklichsten Mütter, weil mein Sohn das nicht ist? Ich mache mir ernsthaft Gedanken darüber!

Wenn ich meinen Sohn aus der Kita abhole habe ich jeden Tag das gleiche Spiel: "Mama, ich will mich verabreden!!" Oft sage ich ja, aber dann hat keiner Zeit. Ich sage auch oft nein, weil wir was anderes vorhaben bzw. ich der Meinung bin, dass ein Kind auch den normalen Alltag, sprich Einkaufen, Hausarbeit, etc. miterleben muss. Ich habe ja auch nicht jeden Nachmittag nach der Arbeit ein "Entertainment-Programm".

Spontane Verabredungen mit anderen Kindern sind eher selten geworden und wenn dann immer mit den gleichen Kindern (was ja auch nicht schlecht ist, ganz im Gegenteil!). Stattdessen muss/kann/sollte man sich gefühlte Wochen vorher per Whatsapp, SMS, Telefonanruf, Treffen in der Kita schon fast einen "Termin" geben lassen. 

Irgendwie war das früher anders. Vielleicht bin ich auch anders. Vielleicht bin ich auch anders groß geworden und gebe das so weiter und es ist total falsch? Ich weiß es nicht!

Alle haben "Termine". Sport, Musik, Turnen, weiß der Geier was noch alles. Ist ja auch ok, wenn es den Kindern Spaß macht. Langsam glaube ich allerdings, dass die Kinder nicht mehr alle alleine wählen, was sie machen wollen. Oder ich habe ein komisches Kind. Ganz die Mutter eben.

Mein Sohn wil nichts machen. Musikschule vielleicht noch. Aber da bin ich jetzt auch mal ehrlich: Als ich den Preis sah für ein bisschen mit Hausschuhen im Kreis laufen, und es dann noch hieß, die Kinder sollen ab 4 bitte Noten lernen und zeichnen (was ich ja wieder massiv übertrieben finden, denn mein Sohn möchte nur singen und trommeln, wie wir früher vor 25 Jahren) bin ich vom Stuhl gefallen. Wir leben jetzt nicht an der Armutsgrenze. Ohne arrogant klingen zu wollen: Uns geht es gut. Aber das war selbst mir zu viel des Guten!
Ausserdem kenne ich mein Kind, er wird einmal hingehen und nie wieder. Weil es ihm zu viel ist. 

Sport ist auf nicht so seins. Mit Fussball sind wir (dank eines inkompetenten und asozialen Trainers) auch gescheitert. 
Tennis spielt er gern, das macht er auch jeden Sonntag. Da bleibt dann trotzdem das Problem in der Woche....

Ich bleibe bei meiner oben genannten Ehrlichkeit: Ich bin nicht so der Vereinsmensch. Und auch keine Mutter, die ihr Kind überall rumkutschiert, damit es auch ja was lernt oder in irgendeiner Art aktiv ist. 
Ich lasse ihn schon gern selber wählen, denn ich denke ab 4 kann ein Kind eigene Entscheidungen treffen, jedenfalls ein paar. Ich kann Vorschläge machen, aber entscheiden muss er selbst.

Ich mag es auch nicht sich jeden Tag zu verabreden. Es ist mir zu viel! 
Dann müsste ich ja auch jeden Tag aufräumen. Wie soll ich das denn noch schaffen mit Arbeit, Garten, Hund, Wäsche, etc.? Sorry.... Es gibt Menschen in meinem engeren Bekanntenkreis, da ist es mir schnurz wie es hier aussieht. Die meisten lasse ich allerdings nur rein, wenn es ordentlich ist.
Ich hab auch nicht gern jeden Tag Besuch. Eigenbrötler halt (für manche auch total bescheuert).

Ich mag es nicht ihn abzuholen und frustriert zu sehen, weil keiner Zeit hat. Ich mag es nicht ihm erklären zu müssen, warum es heute nicht spontan geht sich zu verabreden. Ich hasse es, wenn er deswegen weint. Weil ich ihn so verdammt gut verstehen kann und es macht mich irgendwie wütend. 
Ich bin enttäuscht und traurig, dass er enttäuscht und traurig ist. Kommt ihr da noch mit?

Heute zum Beispiel. Es hatte keiner Zeit. Es ist Mittwoch. Die Kinder sind fast alle in der Musikschule. Ich weiß das, weil ich das jeden Mittwoch als Antwort höre, wenn Leo fragt wer Zeit zum Spielen hat. Ich kenne also mittlerweile die "Terminpläne" anderer Kinder. Fand heute allerdings keiner lustig als ich das mal so ausgesprochen in den Raum bzw. Garten warf. Naja, wenigstens ich hab gelacht, hat ja auch was.

Leo fand das auch nicht lustig. Er war traurig. Ich auch.

Klar, hätte ich bei dem Wetter auf den Spielplatz gehen oder einen Spaziergang machen können. Hätte ich, wenn da nicht ein kleines zeitlich begrenztes Problem wären, dass sich Schwangerschaft nennt und leider dazu führt, dass ich an manchen Tagen weder lange sitzen noch laufen kann. So wie heute.

Jaja, könnt ihr sagen, die stellt sich an. Die mosert nur rum, dabei ist sie selbst Schuld. Kann sich ja Wochen vorher verabreden und muss sich ja nicht so anstellen wegen einem Verein oder andere Aktivitäten, soll mal nicht so stur sein und aufhören zu jammern,  andere sind auch schwanger und haben schon 3 Kinder. Pffff..

Vielleicht stelle ich mich an. Vielleicht jammer ich auch blöd rum. Vielleicht könnte ich Leo auch Wochen vorher verabreden und ihn jeden Tag bespaßen.

Will ich aber nicht. 
So bin ich eben nicht.

Und wie soll es denn werden, wenn das Baby da ist? Einiges wird so nicht mehr möglich sein. Auch daran muss er sich gewöhnen.

Manchmal da wünsche ich uns zurück in meine Kindheit. Wünschte Leo könnte das erleben. Wo es keine "Termine" für Kinder gab oder nicht so viele, wo wir uns auf dem Bolzplatz oder draussen im Hof getroffen haben. Wo meine Mutter mich mit 4/5 Jahren alleine raus schicken konnte in unserer Hochhaussiedlung ohne Angst haben zu müssen, weil immer jemand auf uns aufgepasst hat.

Wir waren nie allein, es waren immer andere Kinder da. Uns war selten langweilig (auch, wenn wir das gerne mal behauptet haben). Wir waren frei. Wir waren Kinder mit aufgeschürften Knien, dreckig bis in jede Falte und haben unglaublich viel Mist gebaut und dabei unendlich viel Spaß gehabt.

Es gab keine Handys, kein Whatsapp, kein Stress, jedenfalls haben wir den nicht mitbekommen.

Und wenn meine Mutter gesagt hat, dass ich heute mal nicht draussen spielen kann, weil wir einkaufen und putzen müssen, dann wurde sie nicht doof angeschaut, denn das war normal.

"Entertainment-Programm" gab es nicht.

Es war schön damals. Und als ich heute aus der Kita mit Leo nach Hause fuhr, kamen alle diese Bilder und Erinnerungen noch mal hoch. Und die blöden Hormone haben mich deswegen heulen lassen. Jetzt schon wieder. 

Und dann kommen die Zweifel auf? Mache ich das alles richtig? 
Macht das noch jemand so? Oder stehe ich allein da mit meiner Einstellung?