Samstag, 10. November 2012

Unbetitelt.

Heute ist der 3. Todestag von Robert Enke. Ein Mann, der an Depression litt, leider keinen Ausweg fand und sich dann das Leben nahm. 

Heute ist auch ein Tag darauf aufmerksam zu machen wie viele Menschen heimlich diese Krankheit haben. Wie viele uns vorspielen, dass es ihnen gut geht und doch alles ganz anders in ihnen selbst aussieht, die Angst haben sich zu öffnen, weil andere sie verurteilen. Weil es immer heisst "Depression ist keine Krankheit. Macht irgendwas dann fühlste dich besser, stell dich nicht so an! Geht jedem mal schlecht". Wenn das so einfach wäre! Nein, es steckt viel mehr dahinter. So vieles, das wir als Aussenstehende nie verstehen werden auch wenn wir uns noch so sehr bemühen. 

Traurig ist, dass Depressionen ein Tabu-Thema sind. Das Betroffene noch beschimpft werden. Das sie noch zusätzlich zu ihren Problemen, die sie innerlich auffressen auch noch gegen diese Vorteile kämpfen müssen, oft sogar aufgeben und einfach ein Schauspiel für die Aussenwelt leben, weil sie nicht mehr beleidigt werden wollen. Weil sie einfach ihre Ruhe haben wollen.

Jeder kann sagen "Ich bin krank. Ich hab ne chronische Bronchitis." Keiner kann sagen "Ich bin krank. Ich habe Depressionen." Und warum? Weil es erstens sehr viel Überwindung kostet und zweitens die Angst vor der Reaktion da ist.

Ich kann nur über mich selbst sprechen. Ich hab ein Kind verloren. Nicht im 3. Monat, nicht im 5., sondern 2 Tage vor dem Geburtstermin. Ich habe den Tot mit mir rumgeschleppt und ich habe ihm ins Auge gesehen. Ich weiß wo der Strudel anfängt aus dem man nicht mehr herauskommt. Ich weiß, wie das tiefe Loch ist in dem alles schlecht ist auch wenn es in Wirklichkeit wunderschön ist. Ich kenne den Kampf. Die Frage: Stehe ich auf und mach weiter oder leg ich mich einfach hin und lasse alles hinter mir?
Ich bin aber ein Mensch, der von sich aus redet. Wenn mir danach ist. Der dann alles rauslässt. Das macht es nicht besser, aber es hilft. 
Und selbst ich, die offen damit umgeht, die auch mal ehrlich sagt, dass sie einen scheiss Tag hat und alles sie "auffrisst" und die Wut auf das Leben unendlich ist, ja selbst ich habe in meinem Schicksal Menschen getroffen, die mir das Leben schwer machen. Die mir sagen wollen, dass das alles für was gut ist und es wird ja besser und ich bin noch so jung und habe ja schon ein Kind. Das Leben geht ja weiter. Ich werde von vielen gemieden, weil ich nicht mehr in ihr Weltbild passe. 

Genau wie die Menschen, die an Depressionen leiden. Wir passen nicht in das Weltbild vieler unserer Mitmenschen. Wir bedauern uns selber. Wir wollen nur Mitleid. 
Wollen wir alles nicht. Leute, die das wollen haben ganz andere "Probleme". Wir nicht! Wir haben echte! Wir wollen auch ernstgenommen werden! Und wenn wir einen schlechten Tag haben, einen schlechteren als sonst, dann wollen wir das auch mal sagen können! Nicht um zu jammern, sondern einfach um auf die Frage "Wie geht's es Dir?" auch mal ehrlich zu antworten!!
Die Welt ist unsere Bühne, jeden Tag,  und wir wollen mal unser echtes Gesicht zeigen. Aber wir trauen uns ja nicht mehr. Wir haben Angst davor. 
DAS ist die Wahrheit. und genau deswegen leiden auch immer mehr an dieser Krankheit. An Burn-Out, an Depressionen. Weil wir alle in unserer Gesellschaft nicht mehr die sein können, die wir sind. Wir müssen uns alle irgendwie verstellen und der sogenannten "Norm" entsprechen. Das macht uns alle krank. Jedenfalls die meisten. Und die, die am meisten darüber lästern und schimpfen haben selber die meisten Probleme und lenken davon ab, merken dabei aber nicht, dass sie alles nur noch schlimmer machen.

Vielleicht ist der Vergleich von einer wirklich Depression und meiner Geschichte anmaßend. Ich weiß es nicht. Ich kenne mich nicht so gut aus in dem Bereich. Ich weiß nur wie ich mich fühle und denke, dass es ähnlich sein wird. Falls ich da was falsch verstanden habe oder mich falsch ausgedrückt habe, dann tut es mir leid! Dann könnt ihr mir auch gerne eine mail (m.etepetete@googlemail.com)  schicken, dass ich mich dann dazu äussern kann. 
Und weil ich heute einfach nicht weiß wie der Post heissen soll, nenne ich ihn stumpf "unbetitelt".

Ich danke für's Lesen.

Eure Madame EtePetete

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