Donnerstag, 27. Juni 2013

Weltansichten.

In genau 4 Wochen habe ich das schlimmste Jahr meines Lebens hinter mir. Ich weiß, dass es noch Schlimmeres gibt, aber für mich persönlich war es das Schlimmste. 

Ich habe Dinge gesehen und erlebt, die ich nie erleben wollte. An die ich nie gedacht habe, dass sie MIR passieren könnten. Es war immer alles weit weg und ist anderen passiert. 

Nun war ich immer schon ein sehr sozialer Mensch, der sich auch mit den Schicksalen anderer beschäftigt hat und habe geholfen, wenn ich konnte. Tröstende Worte, ein offenes Ohr, Tränen des Mitgefühls. Trotzdem war es weit weg. 

Nun stecke ich selber mitten drin. Seit einem Jahr. Und was habe ich erlebt? Habe ich Mitgefühl, tröstende Worte und ein offenes Ohr bekommen? Ja, das habe ich. Aber nicht von den Leuten, von denen ich es erwartet hattet. Von einigen hatte ich es durchaus erwartet, allerdings nicht in der Form, wie es dann tatsächlich war. Und die bei denen ich mir SICHER war, dass sie da sein würden? Nichts. 

Es gab Leute in meinem Leben, von denen war ich mir sicher, sie würden da sein, tröstende Worte haben und Verständnis. Fehlanzeige. Das ist mehr als enttäuschend. Es ist verletzend. Es macht diese tiefe Wunde, die eh schon da ist noch etwas tiefer und schmerzhafter. Nun mache ich diesen Menschen allerdings gar keinen Vorwurf. Warum sie so reagieren weiss ich nicht. Es kann Gründe dafür geben, wenn mir jedoch keiner einen nennt, kann ich es auch nicht verstehen. Aber darum geht es mir heute gar nicht. Das war nur eine kleine Erklärung wie ich auf das Thema komme.

Ich habe in den letzten Monaten Dinge und Ereignisse anders wahr genommen,  Menschen um mich herum und auch fremde anders betrachtet. Aus einem komplett anderen Blickwinkel. Mir ist dabei etwas aufgefallen: 
Jeder hat eine andere kleine Weltansicht, was vollkommen in Ordnung ist. Jeder hat sein kleines Päckchen zu tragen. Der eine hat ein kleines, der andere ein ganz großes. Jeder hat sein eigenes Niveau auf dem er jammert. Auch das ist alles normal und nachvollziehbar. Doch mittlerweile ist es so, dass jeder SEIN Päckchen in den Vordergrund rückt. Alle jammern lauter. Immer lauter! Bis einer, der wirklich ein großes Päckchen hat und wenig Mut NICHTS mehr sagt. Und warum? Weil er Angst hat. Angst zu übertreiben. Weil seine "Problemchen" vielleicht nicht so wichtig sind. 

Ich habe gelernt, dass gerade die stillen, leisen, scheuen Menschen mehr auf dem Herzen haben als andere. Das trifft natürlich auch nicht auf jeden zu, aber meistens ist es so. Sie fressen mehr in sich hinein, sagen nichts, weil sie Angst haben ausgelacht zu werden, dass man ihnen unterstellt zu übertreiben. Und die, die den Mund am weitesten aufmachen und jammern, sind die, die eigentlich, aus unserer Sicht keine unlösbaren Probleme haben. Für diese Menschen sind es in dem Moment allerdings unlösbare, schreckliche Probleme. Deswegen nehme ich ihnen das gar nicht böse. Sie denken einfach nicht weiter. Weil sie es nicht anders kennen. Auch das ist bei genauerem Betrachten nachvollziehbar. 

Was ich allerdings nicht verstehe ist, wenn mir geholfen wird, bin ich dankbar dafür, ich versuche es weiterzugeben. Ich bin aber einige der wenigen die das tun. Ich blicke über den Tellerrand. Ich jammere auch. Es gibt niemanden, der das nie tun würde, aber ich denke weiter. 

Meine Probleme sind gegen andere nichtig. Sie rücken in den Hintergrund. Ich gehe also durch diese Welt und sehe auch andere Menschen an, besonders die um mich herum. Ich sehe also, wenn etwas nicht stimmt. Ich gehe einen Schritt auf sie zu und es reichen manchmal Gesten, ganz kleine, um ihnen zu zeigen "Hey, ich merke es geht Dir nicht gut. Kann ich Dir helfen?" Man muss nicht immer fragen und reden. Ein Blick, eine Berührung, sogar eine Tasse Kaffee oder Tee helfen. 

Ich habe Leute um mich herum, die so sind wie ich. Und ich bin glücklich darüber, denn sonst wäre ich oftmals verloren.

Aber die Mehrheit? Dass was ich beobachte? Es werden teilweise Menschen in den den Medien zu Helden gemacht, die keine sind. Gottseidank nicht immer!!! Es gibt auch wahre Helden, die es verdient haben! Keine Frage!!! Was ich festgestellt habe, wenn ich unterwegs bin: 
Jeder schaut größtenteils erst mal auf sich selbst. Man hetzt durch die Straßen ohne kurz stehen zu bleiben und sich die Welt anzuschauen. Man nimmt sich keine Zeit für sich selbst und die anderen. Es wird nach Terminen gelebt. Von A nach Z in 5 Stunden. Man muss einer Norm entsprechen, von der keiner weiß, wer sie eigentlich vorgegeben hat. Mir selber muss und soll es gut gehen. Wie es meinem Nachbarn geht? Weiss ich nicht. Der passt aber toll auf mein Haus auf, wenn ich im Urlaub bin. Wie es meinem Ehepartner wirklich geht, so richtig tief im Innern? Weiss ich gar nicht. Der Mann da vorne sieht ganz schön assi aus, hat der nichts anderes zum Anziehen? So geht man doch nicht auf die Strasse? Das Baby weint so bitterlich! Könnte mal jemand einen Schnuller in das Kind stecken, damit die anderen ihre Ruhe haben? Solche Gespräche habe ich gehört und miterlebt. Ich habe in Runden gestanden in denen sich duelliert wurde wer das bessere Leben hat. Wer die tollsten Reisen macht, welches Kind sportlicher ist. Und dann wurde ich gefragt. Was ich habe, was ich mache, was ich plane. Meine Antwort: Ich habe ein Kind bei mir, eins in meinem Herzen, einen tollen Ehemann, eine gesunde Familie, alles das, was ich brauche. Ich mache alles damit meine Familie und ich glücklich sind und das, was mir Spaß macht. WIRKLICH und ECHT glücklich. Und ich plane nichts mehr. Höchstens das, was ich ich muss und das auch nur sehr kurzfristig. Und ich schaue, dass es den Menschen um mich herum gut geht. Denn auch das macht mich glücklich. 

Wenn ich auch nur einem helfen kann, dem es gerade nicht gut geht und er wirklich Hilfe braucht, dann habe ich für mich und ihn etwas Gutes getan. Und das ist unbezahlbar. Das ist der größte Erfolg und die größte Zufriedenheit. Wenn das alles zusammenspielt ist das der einzig wahre perfekte Moment. Ein Moment, den viele nie erleben werden, weil sie nie weiter als ihre eigene Nasenspitze schauen, weil ihre Ansicht der Welt eine andere ist. 

Ich rate Euch, bleibt mal einen Augenblick in der Hektik stehen, schaut Euch um und nehmt bewusst alles wahr. Schaut Euch die Menschen um Euch herum genauer an, die Welt um Euch herum. Die Bäume, die Blumen, die Häuser, das Wasser. Alles. Nehmt den Wind wahr, der Euch streift, atmet einmal ganz tief ein und überlegt Euch, was wirklich Wert hat in Eurem Leben. Denkt nach, was wichtig und ändert Eure Ansicht der Welt. Ordnet Prioritäten neu. Das macht das Leben schöner, Euch zufriedener, ihr lebt gesünder und alles wird gut. Naja, fast alles :)


Eure Madame EtePetete