Dienstag, 10. März 2015

Auf das Leben!


Letzten Sonntag kam der Frühling. Endlich Sonne! Gute Laune, Lächeln, Energie tanken, entspannen. Das haben wir auch alles getan, allerdings haben wir auch über das Leben nachgedacht und gerade mir wurde mal wieder vor Augen geführt, wie schnell es vorbei sein kann und wie wenig wir es manchmal schätzen oder besser gesagt die Menschen in unserem Leben, auch wenn es nur flüchtige Bekannte sind. 

Unsere kleine Pheline war mittags etwas sehr quengelig, also bin ich mit ihr eine Runde spazieren gegangen. Wenn wir beiden alleine gehen nehmen wir den üblichen Weg zum Friedhof, besuchen dort ihren Bruder Samuel und gehen um den See zurück.

Neben Samuel ist das Grab eines älteren Herren mit dessen Frau ich mich öfter mal nett unterhalten habe. Sie war, als unser Grab frisch war, fast genauso geschockt wie wir und wir haben wirklich nette Worte gewechselt. Solche Gespräche vergisst man einfach nicht.

Sie war auch so lieb und hat ab und an das Unkraut bei uns entfernt, das habe ich allerdings leider erst recht spät erfahren.

Ich wollte ihr immer dafür mal richtig danken, da es für mich nicht selbstverständlich war und immer noch ist, dass jemand so etwas tut.

Die Chance habe ich leider nicht mehr. 

Als ich am Sonntag mit dem Kinderwagen um die Ecke bog, sah ich die Kränze. Und wusste sofort was passiert ist.

Da stand ich also. Weinend aus Trauer über mein eigenes Kind, aus Trauer, dass diese Dame von uns gegangen ist, wütend auf mich selbst, dass ich nie so richtig danke gesagt habe, total überfordert mit der Situation an sich und der Tatsache, dass da ein Kind in meinem Kinderwagen schläft und dieses nicht da wäre, wenn das eine nicht von uns gegangen wäre.

Ich stand dort eine Weile fassungslos und es kam mir vor als wären es Stunden gewesen, dabei waren es bestimmt nur Minuten.

Als wir uns verabschiedet haben, was wir immer tun, indem ich einmal "Tschüß, Sam! Bis die Tage" sage, was einige verwundert, die das hören, gingen wir in Richtung See.

Die Sonne schien so schön auf das Wasser und es war so herrlich ruhig. Zeit zum Nachdenken, zum Ordnen der Gedanken.

Welche Gedanken ich da hatte? Ich weiß es nicht mehr genau, es war alles sehr konfus, aber ich weiß, was ich als letztes dachte, denn dieser eine Gedanke hat sich festgebrannt: 

Es ist egal wie verdammt hart, schmerzhaft, traurig und scheisse das Leben ist. Es kann genauso schön sein und das teilweise im gleichen Moment. 

Wir sehen es nur nie oder höchst selten.

Wir regen uns über Kleinigkeiten auf. Halten uns mit Dingen auf, die total unnütz sind, denken egoistisch.

Dieser Sonntag, dieser eine Moment, hat mir mal wieder gezeigt wie schnell alles vorbei sein kann und wie doof wir alle sind, dass wir so vieles nicht zu schätzen wissen, dass wir nicht oft genug rechts und links gucken, wie es anderen geht, dass wir an Verwandte, Freunde, Bekannte manchmal denken, aber uns nicht bei ihnen melden, weil es ja so viel Zeit hat.

Als ich nach Hause kam, bat ich meinen Mann eine Flasche Sekt zu holen. 

Wir saßen im Garten, genossen die Sonne, Pheline schlief im Kinderwagen, Leonard spielte mit dem Hund im Sand.

In diesem Moment war alles kurz perfekt. Und ich dachte mir: Ab jetzt machen wir alles anders. Das Leben kann so schön sein, wenn wir es zulassen.

Also: 

Auf das Leben! 

Weil es schrecklich traurig sein kann,
weil vieles so verdammt unnötig ist,
und weil es trotz allem wunderschön ist.



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