Samstag, 12. Dezember 2015

Gedanken.

In 12 Tagen ist Heiligabend. 

Mir kommt es vor als wäre der letzte Heiligabend gerade erst gewesen. Ich weiß nicht wo dieses Jahr geblieben ist. 

Letztes Jahr saß ich hochschwanger vorm Weihnachtsbaum von Emotionen überwältigt, mir nicht vorstellen wollen wie die Zukunft wird, vor lauter Angst, dass mir diese ungeborene Kind auch genommen werden könnte. 

Ein Jahr später stelle ich einen Weihnachtsbaum auf mit zwei Kindern, die gespannt darauf warten. Der Sohn, weil er weiß was kommt, die Tochter mit großen Augen, weil es ihr erstes Weihnachtsfest ist. 

Viele fragten zwischendurch wie es mir nun geht mit zwei Kindern, wie es ist, ob ich es mir so vorgestellt habe. Einige fragen es direkt, viele indirekt und ein paar wenige denken es nur und trauen sich nicht zu fragen. 

Ist es anders als die anderen Jahre? 

Ja. Ich fühle mich komplett, ausgefüllt, repariert, wenn man so will. Nicht zu 100%, aber sagen wir mal zu 80%. 

Bin ich glücklich?

Ja. Irgendwie schon. So absurd das auch klingen mag.
Aber auch genauso traurig und schmerzerfüllt.

Ist mein Leben jetzt wieder "normal"?

Nein. Ist es nicht. Wird es nie mehr sein. Egal, wie sehr ich es mir auch wünsche, es wird immer Momente geben in denen ich einknicke, in denen alles unfair erscheint und die Welt unglaublich dunkel wird.
Diese Momente werden weniger, aber sie kommen und gehen wie sie wollen.

Was hat sich geändert in diesem einen Jahr?

Eine Menge! 

Ich habe ein Jahr voller heftiger Emotionen hinter mir. Ängste, Freude, Verluste, Wiedersehen mit denen ich nicht mehr gerechnet hatte.

Ich bin ein Stück wieder Ich geworden, auch damit habe ich nicht mehr gerechnet. Ich bin stärker geworden, lebensfroher, mutiger. 

Es sind neue Menschen in mein Leben getreten. Sie sind ein wichtiger Bestandteil geworden. Ohne sie hätte vieles keinen Sinn. Sie geben mir einen Halt, den ich bisher so hier nicht hatte. 
Ich kann mich auf sie verlassen, sie bringen mich zum Lachen, sie helfen mir, wenn ich sie brauche und auch wenn ich so tue als bräuchte ich keine Hilfe. Sie sind für meine Kinder da, hören mir zu und sagen mir auch mal die Meinung, wenn ich mal wieder übertreibe.
Sie sind ehrlich zu mir, das ist das wichtigste. Ich muss mich in ihrer Gegenwart nicht verstellen, muss nichts verbergen. Seien wir ehrlich: Das ist Gold wert!

In diesem einen Jahr hat sich unglaublich viel für mich geändert und ich bin dafür sehr, sehr dankbar. 

Wenn ich überlege, dass ich vor nicht allzu langer Zeit diesem Leben ein Ende setzen wollte... 
Jetzt, in diesem Moment ist es unvorstellbar für mich. Ich bin sehr froh und dankbar, dass mich, was auch immer es war in diesem einen kurzen Moment, etwas daran gehindert hat.


Ich habe zwei gesunde Kinder, ich selbst bin gesund, alle, die mir am Herzen liegen sind gesund und ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. 

In diesen paar Monaten, in dieser kurzen Zeitspanne habe ich viele Kinder zu den Sternen reisen sehen. Ich hätte gerne jedes einzelne gerettet. Würde den Eltern gerne sagen, dass sie weiter hoffen sollen, mutig sein sollen, dass das Leben schön sein kann. Sie werden es mir nicht glauben können und auch das kann ich verstehen. Denn ich selbst war auch an diesem Punkt und egal, was ich sage, es wird nicht in ihren Köpfen ankommen, was völlig normal ist. 
Ich wünsche ihnen allen von Herzen, dass bessere Zeiten kommen, dass sie wieder "leben" können.

In der gleichen Zeit habe ich gesunde neugeborenen Kinder gesehen und mich innerlich und teilweise auch nach Aussen gefreut als wären sie meine eigenen. 

Für viele mag das doof und kitschig klingen: Ich freue mich über jedes kleine gesunde Wesen, dass auf diese Welt kommt und heisse es herzlich Willkommen, manchmal vielleicht etwas zu überschwänglich, so bin ich nun mal.

Unsere Welt mag nicht immer schön sein, sie mag nicht immer einfach sein. Es passieren Dinge, die uns Angst machen, die uns überlegen lassen, ob es Sinn macht ein Kind in diese Welt zu setzen.

Aber was wären wir ohne? Wer soll die Welt besser machen? 

Das Lächeln eines Babies macht unsere Herzen weich. Es lässt uns die Sorgen des Alltags für einen Moment vergessen, lässt uns hoffen von einer besseren Welt, einer besseren Zukunft. 

Meine kleine Tochter zeigt mir mit ihren mittlerweile fast 11 Monaten jeden Tag wie schön diese Welt sein kann. Mein Sohn mit seinen fast 6 Jahren (wo ist denn bloß die Zeit hin???!!!) erklärt mir genau seine Welt, jeden Tag ein Stückchen mehr und er sieht und bemerkt manchmal Dinge, die wir als Erwachsene einfach vergessen oder übersehen. 

Vielleicht sollten wir mehr auf unsere Kinder hören. Den Alltag ruhen lassen und uns ihre kleine Welt anschauen.

Vielleicht sind viele Dinge gar nicht so wichtig. Viele Ärgernisse gar nicht so ärgerlich.

Und wie mein Sohn kürzlich richtig erkannte: 
Ist es nicht totaler Quatsch nur zu Weihnachten an einander zu denken? Sollten wir uns nicht jeden Tag sagen, dass wir uns gern haben und einander eine Freude machen, danke sagen für das, was wir haben?

Ich fange einfach mal an und sage DANKE für meine zwei gesunden Kinder, die bei mir sind auch auch für den einen, der über uns wacht.

DANKE an all meine Freunde und Helfer. Ohne Euch wäre meine Welt definitiv nich so schön. Ich möchte keinen einzigen von Euch missen (ich denke, ihr wisst wer genau gemeint ist)

DANKE an meinen Mann, der mir so viel ermöglicht und mir trotz all meiner Ecken und Kanten immer den Rücken stärkt.

DANKE an meine Mama, die immer ein offenes Ohr hat für (fast) alles, an meine  Familie, die leider viel zu weit weg wohnt, die trotz allem immer zusammen hält, wenn es hart auf hart kommt, die mich großgezogen hat, mir so verdammt viel mit auf den Weg gegeben hat, was ich jetzt erst richtig zu schätzen weiss. 

Auch wenn es Quatsch ist, das man Weihnachten dazu braucht, ich weiß, dass es einigen dann jedoch etwas leichter fällt: 
Sagt einfach mal Danke und ein paar nette Worte. Das ist oft mehr Wert als jedes Geschenk. Nehmt euch Zeit für die Menschen, die ihr gern habt, denn das sind Geschenke, die von Herzen kommen, die in Erinnerung bleiben.