Freitag, 9. Mai 2014

Das Leben ist schön.

Auf dem Weg ins Büro fahre ich durch ein kleines Dorf in Schleswig-Holstein, mitten durch eine Allee aus riesigen Bäumen, die gerade leuchtend grün im voller Pracht erblühen. Danach folgt ein Grundstück an einem wunderschönen See, auf dem der Raps blüht, von einer Steinmauer umgeben.

Ich kenne diesen Weg so lange. Und habe so viele unterschiedliche Gefühle, wenn ich ihn fahre. Trauer, Schmerz, Wut und Glück.
Ich weiß nie, wie es mir unterwegs geht und wie ich am Ziel ankomme.

Heute war alles anders. Ich sah die Bäume und den Raps anders. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf und traf mich im Herzen: Das Leben ist schön. 

Ich weiß, dass ich vor einem Jahr das Gegenteil dachte. Wenn ich durch die Allee fuhr, die Bäume waren damals noch kahl, war mein Leben nicht schön. Es war sinnlos. Und ich dachte mehrfach: Mach ein Ende und fahr vor einen der Bäume. Boom, peng, Augen zu, weg. 

Es hab Tage, da hatte ich tatsächlich die Augen zu beim Fahren, um zu sehen was passiert. 
Heute bin ich dankbar, dass nichts passiert ist. 
Ich wollte es drauf ankommen lassen, was der Herr da oben, das Schicksal oder was auch immer, mit mir vor hat.
Wenn ich vor der Firma angekommen war stieg ich aus als wäre nichts gewesen. Es weiß keiner bis heute, bis jetzt, was wirklich in mir vorging.

Heute war das alles anders. Es gab keine Achterbahn der Gefühle. Ich hab den Frühling wieder wahrgenommen, den ich letztes Jahr irgendwie verpasst oder verdrängt habe. Mit fehlen Erinnerungen, ich habe Gedächnislücken und weiß nicht warum. Vielleicht durch die Depressionen? Könnte eine Erklärung sein.

Ich fuhr also heute durch diese grüne Allee und war glücklich. Und ich dachte: das Leben ist schön. Das ist es wirklich. 
Und ich bin froh, sogar dankbar, dass der Herr da oben, das Schicksal oder was auch immer, mich hat weiter geradeaus fahren lassen als ich mit meinem Leben spielte. 

Heute stieg ich zufrieden aus. Und glücklich. Aber auch das hat keiner gesehen, denn es ist mein Glück allein. Mein innerer Kampf ist zu Ende. Mein Herz und meine Seele haben ihn gewonnen. Der dunkle Schatten ist weg.

Und nun weine ich vor Glück, weil ich hier sitze und es für Euch aufschreiben kann. 

Das Leben ist schön. Auch wenn es grausam ist.



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